Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten Stroh (-ballen) beim Hausbau einzusetzen. Grundsätzlich werden hierbei die Lasttragenden (auf Basis der traditionellen Vorläufer) von den Nicht-Lasttragenden Bauweisen unterschieden.
1. Lasttragende Bauweise (Nebraska)
2. Hybridsysteme
3. Holzständerbauweise
4. Holzrahmenbauweise
5. Wrapping
6. Strohhallendächer
7. Strohgedämmte Bodenplatten
1. Lasttragende Bauweise (Nebraska)
1a. Lasttragend mit Kleinballen
Kleinballen werden wie Ziegel im Versatz (ohne Mörtel) aufgemauert und mit Stangen (Holz, Bambus) innen oder außen versteift. Nach dem Setzen kann die Wand direkt verputzt werden. Bei der Vorspannung wird die natürliche Setzung durch Spannvorrichtungen wie Gurte und Seile oder Klammern und Pressen (außen) künstlich herbeigeführt. Die Kompression der Ballen kann auch durch Gewichte am Dach herbeigeführt werden.

1b. Lasttragend mit Großballen
Großballen sind höher belastbar und daher statisch bestens für den lasttragenden Strohballenbau geeignet. Die Großballentechnik hat sich vor allem in der Schweiz (Werner Schmid), in Südtirol (Margaretha Schwarz) und zuletzt auch in Österreich (Stroh+Lehm, StrohPlus) entwickelt. Zu bedenken ist allerdings der hohe Platzbedarf der Wände, was diese Technik im urbanen Gebiet zumindest fragwürdig macht.

1c. Gewölbe, Dome, Rundungen, Nischen
Da Strohballen leicht bearbeitet – gekürzt, gebogen oder abgeschrägt – werden können, sind “organische” Rundungen, Nischen, Bögen und Gewölbe vor allem bei lasttragenden Strohballen-Wandsystemen möglich. Allerdings müssen zum Niederspannen auch Fussschwelle und Ringanker in der Form der Wände ausgeführt werden, was die Formflexibilität etwas einschränkt. Lasttragende Gewölbe und Dome ohne separates Dach werden aber meist ohne Ringanker komprimiert.
2. Hybridsysteme
Die Vorteile der lasttragenden Strohbautechnik werden mit den Vorteilen der Ständerkonstruktionen gepaart: die Strohballen übernehmen in Kombination mit den Putzoberflächen die (wind)aussteifende Funktion, die Ständer sorgen zusätzlich für die Abtragung der statischen Lasten. Manchmal sind auch Hybridsysteme auf einer Seite diagonal ausgesteift (Diagonallattung oder aussteifende Platten). Ein Beispiel dafür ist Tom Rijvens CUT-System (cells under tension). Beim CUT-System (das eigentlich vom französischen Strohballenbauer Jean Marie Haquette erfunden wurde) verhindern die CUT-Leisten die Knickung (Durchbiegung) der Ständer und halten den Strohballen in der Konstruktion. Hybridsysteme werden entweder beidseitig oder einseitig direkt beputzt. Auch in der Sanierung (Wrapping) kommt die Hybridtechnik zur Anwendung.
3. Holzständerbauweise
Die Strohballen werden nichttragend als Dämmstoff in die Ständer-Zwischenräume eingefügt und evtl. verdichtet, um Setzungen zu vermeiden. Dabei wird die Eigenschaft der Ballen genutzt, dass diese (nach dem Durchschneiden der Schnüre) in der Längsrichtung expandieren und damit die Lücken zwischen Stroh und Konstruktion schließen. In dieser Technik können auch leichtere Ballen eingefüllt und mit Ballen-Lagen verdichtet werden, da das Mindestgewicht von gut dämmenden Ballen bei 85 kg/m3 beginnt und die Oberflächen üblicherweise beplankt (doppelte Sicherheit) und nicht direkt beputzt werden.
Die vertikalen Lasten aus Dachkonstruktion oder Geschossdecken werden bei dieser Bauart durch das Ständerwerk aufgenommen. Die Strohballen bilden den Raumabschluss als Ausfachung zwischen den Ständern.
Ein großer Vorteil dieser Bauweise liegt darin, daß das Dach des Bauwerkes bereits vor dem Einbringen der sehr feuchteempfindlichen Strohballen als Wetterschutz eingerichtet werden kann.
System GREB: Die Strohballen werden bei dieser aus Quebec (Kanada) stammenden Technik durchgehend zwischen einer vorgängig aufgebauten Doppelständerwand aus einheitlichen Holzquerschnitten 40×100 mm eingefüllt und beidseitig mit einem Holzhäcksel-Kalk-Zement-Mörtel mittels Kletterschalung verfüllt. Die Füllung stellt die Aussteifung sicher, die Holzsteher werden von innen nach aussen mit Metallbändern o. ä. zusammengehalten. > GREB
4. Holzelementbauweise
In der Vorfertigung (Prefab) in Zimmereien können Bauteile schneller und damit kostengünstiger hergestellt werden, weshalb immer mehr Zimmereien diesen Weg einschlagen. In einigen Fällen werden die Module an die Architektur des Hauses angepasst (variable Größen), in anderen sind die Module an die Strohballenformate angepasst, was die Planung aufwendiger macht. Manche Hersteller verwenden gehäckseltes Stroh anstatt Ballen, wodurch eine grössere Planungsflexibilität erreicht wird. Einige Prefab-Module werden auch bereits mit einer Grobputzschicht versehen, Transport und Montage (Kran) werden dadurch aber aufwendiger.


5. Wrapping
5a. Eine Außendämmung aus Strohballen wird mit Spanngurten oder einer Hilfskonstruktion aus Holz (Hybridsysteme) o.ä. vor bestehende Mauern oder Wände (z.B. schlecht gedämmte Gebäude, ungedämmte Hallen, Scheunen etc.) oder auch einfache Holzkonstruktionen (Scheunen) gesetzt.

5b. Ständerkonstruktion außen gedämmt. Die Strohballen werden außen vor eine Riegelkonstruktion gesetzt und bilden eine durchgehende Wärmedämmschicht. Je nach Dämmhöhe werden die Strohballen wie im lasttragenden Strohballenbau versteift und vorgespannt oder mittels Hybridkonstruktion an der Konstruktion befestigt.
5c. Tragende Holzbox mit Außendämmung. Die Strohballen werden außen vor eine massive Holz-Wand (z.B. aus Brettsperrholz) gesetzt und bilden eine durchgehende Wärmedämmschicht. Die Ballen können z.B. mit Holzspritzguss-Schrauben (siehe S-House) befestigt werden.

6. Strohballendächer
6a. Schräg- oder Flachdächer werden meist in Doppelständerkonstruktion (beidseitig beplankt) ausgeführt. Als Untersicht kann eine verputzte Rauschalung, eine Brandschutzschalung (4 cm Holz Doppel-Nut-Feder) oder eine OSB-Platte mit beliebiger Oberfläche dienen. Die Außenseite wird mit doppellagigem Lehmputz, Rauschalung mit Winddichtigkeitsmembran oder diffusionsoffenen Unterdachplatten ausgeführt und ist meist zur Dachhaut (Schindeln, Ziegel, Blech, Folie mit Gründach) hinterlüftet.

6b. Thermische Sanierung von Decken zum unausgebauten Dachboden sind die einfachste Art der Dämmung. Dazu werden die Strohballen flächig schwimmend aufgelegt und mit Rauschalung oder Platten abgedeckt. Auch ein schwimmender Lehmstampfboden darauf ist möglich.
6c. Dachbodenausbau: Bsp. Strohballen-Gewölbe in Hybridsystem. Einfacher Ausbau eines Dachbodens mit Strohballen in Gewölbeform und Hilfsständern (Hybridsystem OrganiCut) aus einer Dreischichtplatte.
7. Strohgedämmte Bodenplatten
Strohballen werden wie bei der Ständerbauweise zwischen die Sparren eingefüllt und – beidseitig verschalt – auf die Keller- bzw. Fundamentmauern, Streifenfundamente (Windrichtung beachten) oder Punktfundamente montiert (gelegt). Idealerweise sollte eine strohballengefüllte Bodenplatte rund 50 cm unterlüftet sein. Der gewachsene Boden unter einer Bodenplatte wird mit mind. 10 cm Schotter gefüllt um die Feuchte in diesem Zwischenraum zu reduzieren. Achtung: Die OSB-Platte muss bei einer Bodenplatte innen, also oben sein, während die Konstruktion außen (unten) diffusionsoffen sein muss! Wie bei einer umgelegten Außenwand. Werden im Bodenaufbau diffusionsdichtere Materialien (Estrich, Fliesen) verwendet, kann auch die Platte an der Unterseite eine OSB-Platte sein, in diesem Fall empfiehlt es sich, außen (unten) eine 16 mm, innen (oben) eine mind. 22 mm OSB-Platte zu verwenden, um das Dampfgefälle nach Außen zu vergrößern. Ebenfalls als Unterseite geeignet: eine Rauschalung mit diffusionsoffener Winddichtigkeitsmembran.
Beschreibungen der Techniken und Zeichnungen unter Verwendung von Inhalten auf http://www.baubiologie.at / Herbert Gruber